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Was haben wir eigentlich vor 20 Jahren gemacht?
Halle-Neustadt, das urbane Renommierprojekt der ehemaligen DDR, litt unter dem Kollaps der umliegenden Großindustrie. Ein Viertel der Anwohner*innen war arbeitslos. Viele Wohnungen standen leer. Gegen den Abwanderungs-Trend eröffnete das vom Thalia Theater (Halle) und dem Raumlabor (Berlin) initiierte Projekt »Hotel Neustadt« ein temporäres Hotel, welches von Jugendlichen aus Halle-Neustadt geführt wurde. Im Sommer 2003 wurde dieses temporäre Hotel in der Platte Gastgeber eines internationalen Kunst- und Theaterfestivals, in dessen Rahmen auch unser (damals noch: complizen Planungsbüro) erstes »sportification«-Event stattfand.
Die Sportification-Idee wirbt für eine stärkere Integration von Sport und Stadt. Ziele sind die Verbesserung der Lebensqualität im Wohnumfeld, die Einbindung neuer Zielgruppen bei der Stadtplanung und die Umsetzung kooperativer Planungsstrategien.
Das Hauptanliegen bei unseren »sportification«-Aktionen war die produktive Nutzung städtischer Bruch- und Brachstellen im Allgemeinen – eine Nutzung mit einem speziellen gesellschaftlichen Kontext. Aufmerksamkeit auf einen spezifischen Ort zu lenken war für uns weniger von Bedeutung. Wichtiger waren uns gesellschaftlich relevante Fragen, die über den reinen städtebaulichen Planerdiskurs hinausgehen:
Wie wandeln sich die Möglichkeiten der Stadtnutzung mit dem Wandel unseres Freizeitverhaltens? Wie viel Spaß, Sport und Eigeninitiative lässt Stadtplanung zu und wie viel Stadt und Architektur kann in neue Sportarten integriert werden?
»Hochhaus-Frisbee-Rennen«, »Beton-Climbing«, »Downstairs-Competition«: Die sogenannte »Scheibe A« im Zentrum von Halle-Neustadt war im Jahr 2003 Schauplatz des ersten »sportification«-Events. 2004 suchten wir den »King of Foampit«. Die Schaumstoffgrube vor dem Kleinen Thalia-Theater bot für einen Tag Gelegenheit für Biker*innen, BMXer*innen und Skater*innen aus dem ganzen Bundesgebiet, gefahrlos auszuprobieren, was im städtischen Raum normalerweise nicht möglich ist. 2005 wurde ein Raum im leer stehenden Bahnhof Halle-Neustadt zur »skate BAR«. Fast alle Wände wurden schräg verbaut, damit Skater*innen und BMXer*innen in dem engen Raum optimal Extremsport treiben konnten.Gebaut wurde die Bar von BMXer*innen des congrav e.V. (Halle). 2006 wurde die Baulücke Schulstraße 12 in Halle für ein Wochenende Schauplatz eines ungewöhnlichen Fußballturniers und des »Footbag-Net-Contest«.
Einige Eindrücke aus dieser Zeit findet ihr im Video.
Schön war’s gewesen!
Ein Projekt von: complizen Planungsbüro
Andreas Haase, Tobias Grimminger, Tore Dobberstein, Annika Renner, Renee Ribble, Saskia Richter
Video-Dokumentation: Conny Klar
gefördert durch: punksports.com, urban 21, Lips Flugdienst, Sureshot (Halle), Rollmops (Halle)
Kommentare von STUDIO NEUE MUSEEN